Aller Anfang ist nicht leicht

Dieses Jahr ist schon fast zum viertel wieder rum und ich finde endlich die Worte meiner Kritik an mir selbst. Es ist nicht leicht objektiv zu sein und zu erkennen, wie gut man ist oder schlecht. Für mich ist es auch sehr interessant, die Gedanken in Worte zu fassen und nieder zu schreiben. Ich freue mich schon auf das kommende Jahr, wenn ich meine heutigen Ergüsse mit dem Wissen lese, was in dem Jahr nun noch passierte.

Ich habe mich letztes Jahr vom Ballast befreit um mehr kreativ zu sein. So stelle ich mir zumindest die Erklärung vor, warum ich zum einen meine digitale Kamera nicht mehr nutzen möchte und nur noch analog photographierte. Zudem hab ich auch meine Anzahl der Accounts zu sozialen Medien drastisch reduziert. Nu nutze ich nur noch Services von Facebook inkl. Instagram und Adobe Creative Cloud mit Behance. Es gibt noch einen Account bei tumblr, der ist aber auch nur noch da, weil ich mich nicht von ihm trennen kann oder mag. Doch warum?

Warum hab ich das gemacht?

Mir sind Likes und Anerkennung in den sozialen Medien nicht wichtig. Meist sind die Reaktionen so ernst gemeint, wie das “How are you?” in der Begrüßung an der Kasse eines Ladens in den Vereinigten Staaten. Was man aber anhand dieser Zahlen ablesen kann ist, wie viele User das, was ich hoch lud, tatsächlich sahen. Befasst man sich näher mit dieser Thematik, dann wird man schnell damit konfrontiert, dass man selber nicht mehr steuert was man sieht. Man ist dem ominösen Algorithmus ausgeliefert und keiner, außer der Schaffer selbst, weiß, wie er funktioniert. Den gibt es nu überall, bei Facebook und Instagram, bei 500px und tumblr auch.
Inhaber einer Künstlerseite haben es nicht leicht den Inhalt weit streuen zu lassen. Man ist darauf angewiesen, dass eine kritische Masse an Usern den Inhalt sehen und aber auch reagieren. Ein Like ist z.B. eine solche Reaktion. Gibt es diese kritische Masse nicht, dann kann man zahlen und ein Posting wird einer von Facebook ausgesuchten Gruppe von Usern präsentiert, wenn sie sich denn auch einloggen.
Der Mechanismus ist geändert worden aber die Bezahltaktik bleibt.
Nun ist Facebook ein Service, den ich kostenfrei nutzen kann und es auch tue und ja, ich verstehe, dass, wenn ich mehr Service haben möchte, zahlen soll. Ich habe mich entschieden, das nicht zu tun. Ich habe meine Künstlerseite gelöscht und beschränke mich auf mein Profil bei Facebook, Instagram und meinen Blog hier.

Es hat mich gestresst, viel Zeit darin investieren zu müssen, eine Antwort, eine Reaktion oder überhaupt was zu bekommen. Es frustrierte mich anscheinend niemanden zu finden, dem meine Arbeiten gefallen. Ich versuchte mit digitalen Kamera soviel geilen Scheiß zu produzieren um am laufenden Band Inhalte zu produzieren, den ich irgendwie zeigen konnte. Doch diese Bilder gefielen glaube ich nicht so viele und generell war ich ein Teil der Bilderflutgeneratoren und von der Masse hob ich mich damit gar nicht ab.

So ganz nebenbei war ich auch davon selber nicht überzeugt, was ich so schuf.

Nu hab ich eine Familie und meine Familie ist mir wichtiger als der Kampf mit der Bilderflut im Internet und auf meinem PC; letztere muss ich ja bearbeiten, fixen, schön machen und mit GEILEN EFFEKTEN versehen, so dass aus der Bilderflut im Netz herausstechen. Da ich nicht darauf angewiesen bin, meine Werke gewinnbringend an die Frau oder an den Mann zu bringen, habe ich mich vom Stress losgesagt. Ich muss aber auch gestehen, dass die Initialzündung für den Schritt sich durch eine Unterhaltung mit Daniela Benzin bildete. Die Dame hat sich nämlich, um sich Ihrem Hobby besser widmen zu können, von allem Gedöns der sozialen Medien losgesagt und nur das Profil bei Facebook behalten. Darüber dachte ich lange nach und habe für mich folgendes festgestellt:

Das Internet mit seiner Bilderflut und der Tatsache, dass die Kameras heute erschwinglich sind und viele Photographen sich auf allen Foren tummeln und das kreative Schaffen jedem zeigen möchten, ist für mich Gift. Ich möchte, dass alle Photographen alle Ihre Werke zeigen und somit zur Erfüllung gelangen, wie sie es möchten. Mich irritiert das was ich wahrnehme aber sehr. Ich bin auch davon weg, dass ich immer jeden Tag nen Bild zeigen muss. Die Masse der Bilder habe ich auch analog alle mal, aber nein, ich lass mich nicht mehr hetzen. Ferner mag ich mich nicht mehr irritieren lassen. Es erging mir z.B. so, dass ich anfing drüber nachzudenken, so zu photographieren, wie andere es machen. Ich suche mir eine Dame als TFP Modell, erstelle eine Szenerie und bilde die Frau halb nackt mindestens ab, so dass ich unzensiert das Bild bei Facebook zeigen darf. Ferner versuche ich gerne, eine Hochzeit so abzubilden, wie tausende Hochzeiten täglich vollkommen ohne eigenen Stil gezeigt werden.

Kurz, ich wurde unglücklich, was auch dadurch verstärkt wurde, dass ich mit zwei Kameras unterwegs war, meiner digitalen und einer analogen Kamera. Weiterhin habe ich meine Filme in ein Labor abgegeben, um sie entwickeln zu lassen. Zu Hause fand ich nicht die Zeit, mich dem Entwickeln zu widmen. Familie geht vor, da will ich nichts ändern. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr Herr meiner Kraft bin. Um beim Beispiel der Hochzeit zu bleiben. Meine Klaren Vorstellungen, wie ich eine Hochzeit photographieren würde und möchte, ist bei einem zukünftigen Brautpaar nicht angekommen. Ich habe es schlicht weg nicht vermitteln können. Am Ende sind die beide von den Bildern enttäuscht. Bei den zwei Kameras schleppe ich mich nicht nur mühsam ab, sondern muss immer entscheiden, ob ich das Bild digital mache oder analog. Da ich drei Objektive für meine Nikon Kameras habe, die alle manuelle bedient werden, ist das allein deswegen schon vollkommen irrsinnig drüber nachzudenken. Das Ende ist dann, dass ich mit der digitalen ein Bild machte, was ich gerne analog hätte haben wollen. Eine ganz wichtige Beobachtung für mich war aber, dass ich andersherum das Gefühl nicht gespürt habe.
Somit warf ich den Ballast weg. Da ich meine Accounts im Internet massiv reduzierte, hab ich auch nicht mehr die Notwendigkeit, schnell Bilder fertig, bereit und hochgeladen zu haben.

Ich bin frei.

Freier in meinem Tun wurde ich, als ich mich entschied, wieder selber zu entwickeln. Ich bin nun Herr meiner Ergebnisse. Das fühlt sich gut und dann ist das ist der Weg, den ich gehen möchte. Ich bin auch näher an dem Prozess und das gefällt mir richtig gut. Wenn das Lächeln beim Klick letztes Jahr verschwand, so ist es nun wieder da. Ich werde meine Bilder zwar immer noch über Instagram oder Facebook verbreiten, dennoch ist das wichtigste Medium mein Blog hier und das wird so bleiben. Vielleicht lesen ihn fünf oder zehn Interessierte in einem Monat, aber wenn ich deren Gemüter erhellen kann, dann ist das was gutes. Dieses Jahr fange ich auch an, Bilder direkt analog zu zeigen. Ab Mai wird man sie betrachten können und das ist super. Ich freue mich tierisch. Doch darüber werde ich berichten, wenn es soweit ist.

Eine weitere Lehre, durch die ich gegangen bin, ist das Verhauen von Photos durch Unterbelichtung. Nachdem ich bei einem Filmstreifen nun immer beobachte, dass ich Bilder habe, die total körnig sind und in Farbe dann auch blaustichig, dann habe ich mich über meinen Scanner geärgert. Mit der digitalen Kamera ist das nicht soooo wild. Ok, es rauscht dann auch, aber das “kann man retten”. Ich dachte immer, ich sei auf der richtigen Seite, bis mir der Groschen viel, dass ich nicht belichten kann. Ich nutze ein Belichtungsmesser in Form einer App auf meinem Smartphone. Das wiederum hat eine nicht so gute Kamera und die Ergebnisse sind nicht so gut, wie sie den Anschein haben. Seit Januar besitze ich einen analogen Belichtungsmesser. Der reicht vollkommen. Seine Ergebnisse sind ok bis gut, was ich mit der digitalen Kamera getestet habe. Am Ende des Tags ist es nun so, dass ich zu Hause in der Familie beherzt mit 1/30 photographiere und die Qualität nu auch erklären kann. Machen wir uns nichts vor, einen einjährigeren Jungen kann nur im Schlafen mit 1/30 photographiert werden. Das bekomme ich aber auch in den Griff. Nach den ersten Scans der Negative, bei denen ich anfing diesen Belichtungsmesser zu nutzen, zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Die Bilder wirken besser und ich freue mich.

Da bleibt ja noch eine Frage: “Was will ich eigentlich zeigen?” Was photographiere ich gerne und wie schaffe ich es z.B. Modelle zu gewinnen um mit mir eine Idee umzusetzen. Mein Steckenpferd ist die Straße. Ich liebe es, Menschen und Szenen in der Stadt auf der Straße, in den U-Bahnen oder in öffentlichen Gebäuden festzuhalten. Es macht richtig viel Spaß, die Menschen zu beobachten und photographieren, wenn sie es nicht merken. Ich möchte mich gerne mehr mit den unschönen Situationen beschäftigen, wie z.B., ganz banal, in denen die Bahn nicht kommt oder aber ein Mensch bettelt. Das Benehmen untereinander ist auch wichtig. Ich gebe zu, dass nur zu Bahnstationen viele Bilder existieren und vom Rest eher weniger, aber das will ich ändern. Portraits von Menschen vorm schwarzen Hintergrund finde ich auch super interessant. Ich mag sowas sehr und da möchte ich mich einarbeiten. Ich werde weiterhin analog arbeiten und meiner Nikon F2, die eigentlich kaputt ist, treu bleiben. So lange sie sauber belichtet und der Film im Dunkeln bleibt, ist alles in Ordnung für mich. Ich möchte mich inspirieren und brauche mehr Photobücher, aus denen ich Ideen abgreifen kann. Ich schreib es mal, wie es ist, man erkennt erst wirklich, was möglich sein wird, wenn man Arbeiten anderer Photographen kennt. Da möchte ich hin.

Sicherlich mag ich auch eine Hochzeit photographieren, wenn man mich fragt. Dann aber stelle ich nun sicher, dass mein Stil anerkannt ist und man diese Bilder möchte. Sonst bleibe ich daheim und gehe auf die Straße. Ich werde mehr veröffentlichen und das auch auf anderen Webseiten. Ich denke, meine Erkenntnisse und Erfahrungen können hilfreich für einige werden.

Ansonsten hab ich erkannt, dass ich mich in dem Stadium befinde, wie mit der digitalen Kamera rund zwei Jahre, nachdem ich sie gekauft habe. Ich lerne und schließe aus meinen Fehlern. Ich bin noch nicht in der analogen Photographie so sicher wie mit der digitalen Kamera. Erst recht, was die “Nachbearbeitung” betrifft ist es schwierig. Da werde ich noch sicherlich dieses Jahr benötigen mich zu festigen. Ich denke aber, dass diese Erkenntnis durch aus wichtig und fruchtbar ist. Am Ende des Jahres werden wir es wissen.

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