Podcast: Über retro Serien und Wolverine und was das mit analoger Photographie zu tun hat

Eine Freundin von mir hat sich ganz der Photographie verschrieben und Ihr Leben darauf ausgerichtet, mit ihrer Leidenschaft dafür zu sorgen, dass die was zu essen hat, ein Dach über dem Kopf genießen kann und das irgendwo in einer echt berlinerisch schönen Ecke.

Sie photographiert wunderbar Hochzeiten, Portraits von Mensch und Tier und startet nu allmählich auch gesellschaftskritische Projekte. Mit einem alten Freund hat sie einen Podcast gestartet, der sich nicht um die Technik der Photographie dreht. Es geht um Geschichten. Es geht um Geschichten von Photographen, über Photographen, über Projekte, Aufträge, Formen und auch über und mit Modellen und Hobbyphotographen.

Da ich es sehr schätze, wenn Menschen Ihre Dinge durchziehen, ihrer Leidenschaft nachgehen und damit glücklich sind, konnte ich nicht nein sagen, als sie mich zum Podcast einlud. Und so ergab es sich dass ich in der folgenden Episode von Content Last – Analoge Photographie der Hauptgast war; nein der einzige Gast.
Ich habe mich gefreut und die Erfahrung mag ich nicht missen. Dafür sage ich hiermit auch Danke!

Wer also mehr wissen möchte, warum Hasselhoff ein Bindeglied ist und retro Serien ein Thema sind und Wolverine zum Frisuer muss, ist bestens beraten, sich diese Episode anzuhören. Natürlich wird auch über Photographie und analoge Photographie gesprochen. Ich habe versucht, die Fragen von Photographen aus der digitalen Welt bzgl. der analogen Welt zu beantworten, zu richten und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Nach der Zeit waren allerdings noch einige Frage offen, die ich hier dann versuche zu beantworten.

Aber um es noch einmal zu schreiben:
Leute, hört Euch die Podcasts unter Content Last an und besonders die 10. Episode, in der ich zu hören bin.

Und nu werde ich mich mal den noch offenen Fragen widmen, wobei die schon ziemlich philosphisch sind und eigentlich in einen eigenen Podcast gehören.

Berliner Lädchen in Berlin-Mitte

Frage: Wie hoch sind die Kosten der Materialien wie Filme und Papier, Chemie und die Aufbewahrung.

Die Kosten sind nicht zu verachten, wobei man bedenken muss, dass durch die eigene Entwicklung die Kosten wieder gedrückt werden können. Aber fangen wir von vorne an:
Ein Film für eine Kleinbildkamera z.B. kann so zwischen 4 und 12 Euro kosten. Der Preis ist sehr abhängig wer den herstellt und wie viele Bilder darauf belichtet werden können. Dann gibt es Rollfilme, die sind, meine ich, tendenziell günstiger, fassen aber je nach Mittelformatkamera so zwischen 8-10 Bilder. Der Entwickler für die Farbnegativfilme kostet mich ca. soviel, wie ein Entwicklungsauftrag mit 4-6 Filmen in einem anständigen Photolabor kostet. Dann reicht die Chemie aber ca. ein Jahr. Den Auftrag gebe ich einmal im Monat auf. Das sind so zwischen 40-60€. Weniger kostet ein Entwickler für Schwarzweißfilme. Da es aber viele Entwickler gibt, die alle ihre Eigenschaften haben, kann es vorkommen, dass man sich mehrere zulegt. Somit ist man auch schnell bei 60-80 Euro. Aber auch der Entwickler reicht für mich für ein Jahr dann. Preise für Photopapier kann ich nicht nennen bzw. ich erspare mir das ablesen der Preise.
Zur Aufbewahrung nehme ich Pergamenthüllen, in denen die Negativstreifen reinpassen. Diese sollen bzgl Staub und Feuchtigkeit die Beste alternative sein. Diese Folien kosten pro Stück im einstelligen Centbereich.

Eine Kaffee-Konstruktions-Ausrüstung

Frage: Wieviel kostet eine analoge Kamera?

Eine analoge Kamera kann man gebraucht für bis zu 10 Euro kaufen. Wenn man bestimmte Kameras haben möchte, wie ich z.B. als ich eine Nikon F2 haben wollte, bezahlt man für den Body auch gerne 200 Euro. Die Linsen sind im Vergleich zu neuen Objektiven für die digitalen Kameras eher günstig. Man kann also ein gut erhaltenes 85mm Objektiv mit F1.4 oder F2.8 für ca 300 Euro finden. Auf dem Flohmarkt sind die Preise eher günstiger, bei Ebay teurer und am meisten Geld bezahlt man in Online Shops. Empfehlen kann ich immer, sich Zeit zu nehmen und vielleicht den einen oder anderen Photoladen zu suchen, der gebrauchte Kameras verkauft. Da sind immer Schnäppchen drin. Ich erspare mir aber mal zu erzählen, dass Kameras wie die Leicas oder bestimmte Militärversionen von Hasselblad unbezahlbar teuer sind.

Winter

Frage: Wie lange kann man negative aufbewahren?

Ich behaupte, wenn die Lagerung stimmt und nicht zu feucht und zu trocken ist, dann mehrere Generationen. Viele Bilder von früher auf Negativen und Dias sind heute noch sehr gut anzusehen und man sieht eigentlich nur am Inhalt des Bilds, dass es von “früher” ist. Ich kenne aber auch Geschichten, in denen mit Schimmel viele Schätze einfach kaputt gegangen sind. Eine gute Reinigung, also Wässern der fertig entwickelten Filme, ist immer zuträglich für die Lebenszeit.

Upper West in Berlin

Frage: Behälst Du alle Deine Negative?

Ausnahmslos alle, ja. Meine Negative sind ein Grund, warum ich ungerne meine Filme in Laboren entwickeln lasse. Ich möchte sie nicht aus der Hand geben.

Bei H und M

Frage: Bezüglich der Datenhaltung könnte es doch als Sinnlos erscheinen, wenn man ein Medium einsetzt, dass seine besten Tage hinter sich hat und durch andere Datenträger ersetzt wurde.

Ich behaupte und bin den Beweis aber schuldig:
Wenn meine Datenkarten und Festplatten und digitalen Backupmedien meiner Wahl den Geist aufgeben oder ich wieder mal beschäftigt bin ein altes solches Medium durch ein neues zu ersetzen, dann geht es meinen Negativen und Dias immer noch gut. Dabei setze ich voraus, dass die Grundvoraussetzung für die Lagerung gegeben sind und sie nicht im Keller liegen, der vor sich hin feuchtet und schimmelt.

Ein Ausblick

Frage: Bricht man den chemischen Prozess der analogen Photographie bei der Belichtung des Negativ auf die molekulare Betrachtung herunter, dann ist analog Photographieren ja auch nur ein umsetzen des Lichts auf 0 und 1, also binär und somit digital und die Auflösung nicht graduell. Ist Dir das wichtig vom Konzept her?

Um ehrlich zu sein, hab es ich es nicht geschafft die Chemie von der Belichtung des Negativs und der Entwicklung des Negativs komplett zu verinnerlichen. Was ich aber weiß ist, dass ich Kristalle in der Emulsion habe, die auf Photonen, also Licht, reagieren. Die Schärfe eines Bilds auf einem Film wird z.B. durch diese Kristall mitbestimmt und auch wie, der Entwickler mit eben diesen Kristallen umgeht. Da gibt es nicht zu verachtende Unterschiede und da kann man nur Erfahrungen sammeln und für sich nutzen.
Aber damit hat man natürlich eine Abtastung des Lichtsignals durch die nicht unendlich vorhandenen Kristalle und ja, somit könnte man argumentieren, dass man digital photographiert.

Das will ich aber nicht.

Ein großer Unterschied von der analogen Photographie zur digitalen ist der Fehler. Durch die Digitalisierung wird der Fehler systematisch. Das einzig menschliche ist die Handhabung der Kamera. Bei der analogen Photographie, so wie ich und viele andere sie betreiben, ist immer mit Fehlern zu rechnen. Das geht bei dem Einlegen des Films los, bei der Belichtung, bei der Handhabung, meist bei dem manuellen Fokussieren und später bei der Entwicklung. Natürlich sind neue analoge Kameras, wie z.B. die Nikon F5 und die Nikon F6, die so funktioniert wie eine Nikon D600 abgesehen vom Sensor z.B., auch systematisch fehlerhaft. Aber spätesten die Entwicklung ist dann immer eine Fehlerquelle. Ein Bild einer digitalen Camera behandelte ich mit einem Preset, erst recht, wenn ich viele Bilder habe, um Zeit zu sparen. Das Preset wird allerhöchstens dann in der Helligkeit angepasst und fertig ist. Wenn es einen Fehler gibt, dann ist der im Preset.
Das unvorhersehbare in dem analogen Schaffensprozess, da viel mehr menschliches drin steckt, ist genau das, was mich antreibt so zu photographieren.

Zweimal hingeguckt

4 Comments to “Podcast: Über retro Serien und Wolverine und was das mit analoger Photographie zu tun hat”

  1. Moinsen! Super Blogpost (viel strukturierter als unser Podcast! *gg*) Es war mir eine besondere Freude Dich zu Gast gehabt zu haben!!! Danke!!! Und bis ganz doll bald!

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  2. Klasse geschrieben!
    Ich fand’s lustig, von Deinem 365-Tage-Projekt zu hören. 50mm, schwarzweiß … kommt mir bekannt vor, denn genau mit diesen Einschränkungen betreibe ich mein eigenes 365er-Projekt auch gerade ;-)
    Und was Deine Ansichten über die analoge Fotografie angeht: Ich habe beim Anhören der Podcast-Episode ein Schleudertrauma vom zustimmenden Nicken bekommen! Gefällt mir sehr, wie Du das angehst. Lediglich das mit dem “Protest”, da gehe ich nicht mit, aber das ist ja eine reine Einstellungsfrage. Jeder tickt da anders.
    Freu’ mich auf Deine weiteren Fotos!

    Reply
    1. Guten Morgen Dimo.

      Dein Kommentar hat mich wirklich gefreut. Danke dafür.

      Zu dem Protest würde ich gerne noch folgendes schreiben:
      Als ich erkannte, dass in der Regel viele Photographen einen oldschool Analog-Look zaubern, in dem sie mittels Lightroom die Einstellungen entsprechen wählen und dann diese Presets verkaufen, habe ich mir gedacht, dass da was schief läuft. Als ich eine Presetsammlung kostenfrei fand, in der jeder erdenkliche Film als Preset existierte mit einigen Variationen aus der Sicht der Entwicklung, war mir klar, dass es viele Photographen gibt, die hinten durch die Brust ins Auge was versuchen, was direkt besser zu erreichen ist.
      Von daher hab ich mir die analoge Kamera genommen und damit wieder photographiert.
      In einem Blogartikel vom letzten Jahr, hab ich beschrieben, dass es mir nicht gut tut, dass ich digital und analog photographiere. Da hab ich meine digitale Kamera weggelegt und bin analog unterwegs.
      Mitlerweile würde ich gerne auch ein Zeichen gegen die Bildermassen im Internet setzen und auch gegen den Markt in der Photographiewelt, in dem allen suggeriert wird, dass die Technik einfach wichtig bei der Bilderstellung ist und viele dem auch noch folgen. .-)
      Aber ein Protest mit einem Schild auf der stehend ist das nicht, das stimmt. .-)

      Soweit. ,-)

      Liebe Grüße,
      Jan

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